„Wir zahlen mit unserer Gesundheit!“

07. Oktober 2019

Rückersdorf – Der Informations- und Diskussionsabend der SPD Rückersdorf stand am 01.10.2019 unter dem Thema „Flugzeuge über Rückersdorf“. Mit dabei war Gastredner Klaus Restetzki, der erste Vorsitzende der Fluglärm-Schutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung e.V. Laut ihrer Website ist der Zweck des Vereins „die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens, insbesondere der Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm und anderen nachhaltigen Auswirkungen des Flugbetriebes sowie der Schutz der Landschaft in der Umgebung von Flughäfen.“

Es dämmert bereits als das traditionsreiche Gebäude der „Schmidtbauernhof“ zu neuem Leben erweckt wird. Der Saal füllt sich zusehends. Schon bald haben sich rund 50 Bürgerinnen und Bürger, darunter auch der Bürgermeisterkandidat der Grünen, Karl-Josef Raab-Seibold, und die Bürgermeisterkandidatin der SPD der ebenfalls betroffenen Nachbargemeine Schwaig-Behringersdorf, Claudia Hälter, versammelt. Es herrscht eine nahezu familiäre Atmosphäre. Der Wunsch nach Veränderung ist spürbar. Die Menschen wollen Anteil nehmen und etwas bewirken. Hans-Dieter Brückner, der Rückersdorfer SPD Ortsvereinsvorsitzende, begrüßt alle recht herzlich und eröffnet den Abend mit einem alltäglichen Beispiel. Wenn über seinem Haus in Rückersdorf Flugzeuge vorüberziehen, kommt es ihm so vor „als könnte man das Flugzeug anfassen“. Der Fluglärm ist allgegenwärtig. Er gibt das Wort an den Klaus Restetzki weiter. Restetzki ist eine imposante Persönlichkeit mit einem offenen Lächeln, meliertem Haar und einem dunklen Anzug. Von den Anwesenden wird er mit offenen Armen empfangen. Als er sich erhebt, brandet Applaus im Saal auf. Der Vereinsvorsitzende beginnt seinen Vortrag über das „heikle Thema“. Noch immer gibt es kein Nachtflugverbot am Nürnberger Albrecht-Dürer-Flughafen. Dieser hat mit 4,5km die kürzeste Entfernung zum Stadtzentrum in ganz Deutschland. Über 44.000 Einwohner leiden darunter. Für Restetzki ist die 25. Säule der Menschenrechte: „Anspruch auf eine Lebenshaltung, die ausreichend Gesundheit und Wohlbefinden gewährleistet“, damit ganz klar verletzt. Im August 2019 betrug die Anzahl an Nachtflügen zwischen 22 und sechs Uhr 48 Stück. Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich keine sichtbare Verbesserung erkennen. Das größte Problem dabei stellt der Fluglärm dar. Dieser reicht bis zur Burg in der Altstadt. Laut der WHO (World Health Organisation zu dt. Weltgesundheitsorganisation) ist ein vernünftiges Schlafverhalten ab 40dba nicht mehr möglich. In Flughafennähe wurden Spitzenwerte von bis zu 80dba gemessen. Für den Verein ist klar: „Wir zahlen mit unserer Gesundheit!“. Das Umweltbundesbundesamt berichtet, dass zu viel Schall nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Schäden hervorrufen kann. Diese zeigen sich sowohl als Beeinträchtigungen des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit als auch als vorübergehende bzw. chronische Ohrgeräusche, auch Tinnitus genannt. Zudem wirkt Schall bzw. Lärm auf unseren Organismus, indem er physische Stressreaktionen bewirkt. Laut des Vereins reagiert das Gesundheitsamt jedoch bisher nicht auf die vorgelegten Ergebnisse. In der anschließenden Diskussionsrunde berichten die Anwesenden von ihren Erlebnissen. Die Einwohner finden keinen Schlaf mehr und fühlen sich nicht ernstgenommen. Der Fluglärmschutzbeauftrage und Referent Technischer Bereich und Lärmschutz Herr Lux hört sich die Sorgen der Anwesenden an. Eine Frage steht im Raum: Was können wir tun? Klagen? Das Problem an einer Klage ist laut Restetzki, dass die meist sehr teuer ist und eine langwierige Angelegenheit darstellt. Ein weiteres Hindernis stellt die Betriebsgenehmigung des Flughafens dar. Flugzeuge auf der darin enthaltenen Bonusliste des Bundesverkehrsministeriums, dürfen rund um die Uhr starten und landen, so berichtete der BR bereits im Jahr 2018. Trotz der steigenden Anzahl an Nachtflügen und den Beschwerden darüber sah das Ministerium keinen Handlungsbedarf. Die Nachflugregelung sei gerichtlich überprüft und bestätigt worden. Für die Fluglärm-Schutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung e.V. ist das unverständlich. Bereits letztes Jahr starteten sie eine Petition für das Nachtflugverbot, die in einem halben Jahr mehr als 5.000 Unterschriften verzeichnen konnte. Diese übergab der erste Vorsitzende persönlich an Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und möchte diese mit seinem Verein auch in München unterbreiten. Dort gibt es bereits ein Nachtflugverbot.
Wenn Sie sich jetzt fragen wie Sie selbst aktiv werden können und die Stadt Nürnberg und den Staat Bayern dazu bringen ein Nachtflugverbot zu erwirken, hat Klaus Restetzki noch ein paar Tipps für Sie:
1. Benutzen sie eine App zur Lärmmessung. Wenn die App etwas Auffälliges verzeichnet, machen Sie entweder einen Screenshot oder notieren Sie sich Uhrzeit, Art der Maschine und die genaue Messung. Diese können Sie dann beim Lärmtelefon oder per Mail direkt beim Verein einreichen:
fluglaerm@reg-mfr.bayern.de
Lärmtelefon mit Mailbox 0911/5298062
2. Füllen Sie das Beschwerdeformular auf der Homepage der Fluglärm-Schutzgemeinschaft aus.
3. Besuchen Sie die Jahreshauptversammlung der Gemeinschaft am 19. November in Fürth.
4. Werden Sie selbst im Verein aktiv!
Jede Stimme zählt!

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