Rückersdorf – Der Informations- und Diskussionsabend der SPD Rückersdorf stand am 01.10.2019 unter dem Thema „Flugzeuge über Rückersdorf“. Mit dabei war Gastredner Klaus Restetzki, der erste Vorsitzende der Fluglärm-Schutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung e.V. Laut ihrer Website ist der Zweck des Vereins „die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens, insbesondere der Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm und anderen nachhaltigen Auswirkungen des Flugbetriebes sowie der Schutz der Landschaft in der Umgebung von Flughäfen.“
Es dämmert bereits als das traditionsreiche Gebäude der „Schmidtbauernhof“ zu
neuem Leben erweckt wird. Der Saal füllt sich zusehends. Schon bald haben sich rund
50 Bürgerinnen und Bürger, darunter auch der Bürgermeisterkandidat der Grünen, Karl-Josef Raab-Seibold, und die Bürgermeisterkandidatin der SPD der ebenfalls betroffenen Nachbargemeine Schwaig-Behringersdorf, Claudia Hälter, versammelt. Es herrscht eine nahezu familiäre
Atmosphäre. Der Wunsch nach Veränderung ist spürbar. Die Menschen wollen
Anteil nehmen und etwas bewirken.
Hans-Dieter Brückner, der Rückersdorfer SPD Ortsvereinsvorsitzende, begrüßt alle
recht herzlich und eröffnet den Abend mit einem alltäglichen Beispiel. Wenn über seinem
Haus in Rückersdorf Flugzeuge vorüberziehen,
kommt es ihm so vor „als könnte man
das Flugzeug anfassen“. Der Fluglärm ist allgegenwärtig.
Er gibt das Wort an den Klaus Restetzki
weiter. Restetzki ist eine imposante Persönlichkeit
mit einem offenen Lächeln, meliertem
Haar und einem dunklen Anzug. Von den
Anwesenden wird er mit offenen Armen empfangen.
Als er sich erhebt, brandet Applaus im
Saal auf.
Der Vereinsvorsitzende beginnt seinen Vortrag über das „heikle Thema“. Noch immer
gibt es kein Nachtflugverbot am Nürnberger Albrecht-Dürer-Flughafen. Dieser hat mit
4,5km die kürzeste Entfernung zum Stadtzentrum in ganz Deutschland. Über 44.000
Einwohner leiden darunter. Für Restetzki ist die 25. Säule der Menschenrechte: „Anspruch
auf eine Lebenshaltung, die ausreichend Gesundheit und Wohlbefinden gewährleistet“,
damit ganz klar verletzt.
Im August 2019 betrug die Anzahl an Nachtflügen zwischen 22 und sechs Uhr 48
Stück. Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich keine sichtbare Verbesserung erkennen.
Das größte Problem dabei stellt der Fluglärm dar. Dieser reicht bis zur Burg in der
Altstadt. Laut der WHO (World Health Organisation zu dt. Weltgesundheitsorganisation)
ist ein vernünftiges Schlafverhalten ab 40dba nicht mehr möglich. In Flughafennähe
wurden Spitzenwerte von bis zu 80dba gemessen. Für den Verein ist klar: „Wir
zahlen mit unserer Gesundheit!“.
Das Umweltbundesbundesamt berichtet, dass zu viel Schall
nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Schäden
hervorrufen kann. Diese zeigen sich sowohl als Beeinträchtigungen
des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit als auch als
vorübergehende bzw. chronische Ohrgeräusche, auch Tinnitus
genannt. Zudem wirkt Schall bzw. Lärm auf unseren Organismus,
indem er physische Stressreaktionen bewirkt. Laut des
Vereins reagiert das Gesundheitsamt jedoch bisher nicht auf die
vorgelegten Ergebnisse.
In der anschließenden Diskussionsrunde berichten die Anwesenden von ihren Erlebnissen.
Die Einwohner finden keinen Schlaf mehr und fühlen sich nicht ernstgenommen.
Der Fluglärmschutzbeauftrage und Referent Technischer Bereich und Lärmschutz
Herr Lux hört sich die Sorgen der Anwesenden an. Eine Frage steht im Raum:
Was können wir tun? Klagen? Das Problem an einer Klage ist laut Restetzki, dass die
meist sehr teuer ist und eine langwierige Angelegenheit darstellt.
Ein weiteres Hindernis stellt die Betriebsgenehmigung des Flughafens dar. Flugzeuge
auf der darin enthaltenen Bonusliste des Bundesverkehrsministeriums, dürfen rund um
die Uhr starten und landen, so berichtete der BR bereits im Jahr 2018. Trotz der steigenden
Anzahl an Nachtflügen und den Beschwerden darüber sah das Ministerium
keinen Handlungsbedarf. Die Nachflugregelung sei gerichtlich überprüft und bestätigt
worden.
Für die Fluglärm-Schutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung e.V. ist das unverständlich.
Bereits letztes Jahr starteten sie eine Petition für das Nachtflugverbot, die in
einem halben Jahr mehr als 5.000 Unterschriften verzeichnen konnte. Diese übergab
der erste Vorsitzende persönlich an Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und
möchte diese mit seinem Verein auch in München unterbreiten. Dort gibt es bereits ein
Nachtflugverbot.
Wenn Sie sich jetzt fragen wie Sie selbst aktiv werden können und die Stadt Nürnberg
und den Staat Bayern dazu bringen ein Nachtflugverbot zu erwirken, hat Klaus Restetzki
noch ein paar Tipps für Sie:
1. Benutzen sie eine App zur Lärmmessung. Wenn die App etwas Auffälliges verzeichnet,
machen Sie entweder einen Screenshot oder notieren Sie sich Uhrzeit, Art der
Maschine und die genaue Messung.
Diese können Sie dann beim Lärmtelefon oder per Mail direkt beim Verein einreichen:
fluglaerm@reg-mfr.bayern.de
Lärmtelefon mit Mailbox 0911/5298062
2. Füllen Sie das Beschwerdeformular auf der Homepage der
Fluglärm-Schutzgemeinschaft aus.
3. Besuchen Sie die Jahreshauptversammlung der Gemeinschaft
am 19. November in Fürth.
4. Werden Sie selbst im Verein aktiv!
Jede Stimme zählt!