SPD- Rückersdorf braucht als Ersatz für den maroden Bürgersaal vielmehr ein vielseitiges „Bürgerzentrum“ als einen reinen Saalbau. Dies war eine der Erkenntnisse, die sich bei einer entsprechenden Informationsveranstaltung ergaben. Unter den Titel „Baustelle Bürgersaal“ hatte der SPD Ortsverein alle Bürgerinnen und Bürger und insbesondere die Vertreter der Vereine in den örtlichen Schmidtbauernhof eingeladen, um sie über den aktuellen Sachstand zu dieser Thematik zu informieren. Besonders wichtig waren den SPD Gemeinderäten aber auch die Meinung, sowie die Wünsche und Anregungen der Anwesenden zu dem geplanten Projekt. Einen hohen Stellenwert hatten auch die Sorgen und Befürchtungen der Anlieger.
Dass dieses Thema die Gemüter bewegt, zeigte sich an dem voll besetzten Schmidtbauernhof. SPD Ortvereinsvorsitzende Hans-Dieter Brückner konnte unter den zahlreichen Gästen auch den Ersten Bürgermeister Manfred Hofmann, sowie Gemeinderätinnen und -räte aller Gemeinderatsfraktionen begrüßen.
Zur Einführung in das Thema hatte die Zweite Bürgermeisterin Heidi Sponsel einen kleinen Rückblick auf die Historie der ursprünglichen Bürgersaalsanierung vorbereitet. Schon im Jahr 2009 befasste man sich im Gemeinderat mit diesem Thema. Für die Sanierung der Heizung und der dringlichsten Gebäudeschäden wurden damals 570.000 € veranschlagt. Um ein unkoordiniertes Stückwerk zu vermeiden, beauftrage der Gemeinderat im Jahr 2012 einstimmig einen Architekten mit der Ausarbeitung einer Gesamtsanierung. Nach langen, zähen Verhandlungen erteilte das Landratsamt Mitte 2013 eine entsprechende Baugenehmigung mit erheblichen Lärmschutzauflagen. Da bei einer geschätzten Bausumme von nunmehr 900.000 € der Bürgersaal zukünftig nur sehr eingeschränkt nutzbar gewesen wäre, hat der damalige Gemeinderat in der Sitzung vom November 2013 von der Umsetzung dieses Vorhabens Abstand genommen.
Nach diesem einführenden Rückblick informierte SPD Gemeinderat Alexander von Ciriacy-Wantrup anschließend über den aktuellen Sachstand und die derzeitige Beschlusslage. Der jetzige Gemeinderat hat Mitte 2015 die Verwaltung beauftragt, für den jetzigen Bürgersaal eine erneute Ausnahmegenehmigung zum weiteren Betrieb zu beantragen und gleichzeitig eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines neuen Bürgersaales erstellen zu lassen. Hierfür hat er auch 6 Standorte benannt, die aus seiner Sicht hierfür in Frage kommen könnten. Nach ersten Gesprächen mit den übergeordneten Behörden und den betroffenen Grundeigentümern entfiel bereits die Hälfte der benannten Örtlichkeiten. Bei den verbliebenen 3 Standorten hat aus Sicht einer Gemeinderatsmehrheit der Standort Schloßgasse 18, er befindet sich neben der ehemaligen Bäckerei Schöllmann, die größte Chance verwirklicht zu werden. Zum einen befindet er sich bereits im gemeindlichen Besitz und hat zudem eine ausreichende Grundstücksgröße. Der Gemeinderat hat als ersten Schritt, ein fachkundiges Architekturbüro beauftragt für dieses Anwesen eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Dabei wurden dem Planer auch die Vorstellungen und Wünsche des Rates für ein entsprechendes Objekt mit auf den Weg gegeben. Das Ergebnis liegt derzeit noch nicht vor, ist jedoch in Kürze zu erwarten.
Auf dieser umfassenden Informationsbasis entwickelte sich unter den Gästen eine sehr sachliche und engagierte Diskussion, bei der alle Aspekte um diese Thematik zur Sprache kamen. Die Frage nach dem grundsätzlichen Bedarf für eine solche Einrichtung konnte mit einem Verweis auf die durchgeführte Bedarfserhebung unter den örtlichen Vereinen und Verbänden grundsätzlich bejaht werden. Auch die Volkshochschule Unteres Pegnitztal hat bei der Gemeinde Rückersdorf weiteren Raumbedarf angemeldet, den man durch dieses Bauvorhaben mit abdecken könnte.
Der Bedarf der Vereine wurde u. a. durch eine Vertreterin der Theaterabteilung des TSV Rückersdorf bestätigt, die auf die zeitaufwendige, umfassende Probenarbeit für ihre Aufführungen im derzeitigen Bürgersaal verwies. Auch Heidi Sponsel, in ihrer Eigenschaft als örtliche AWO Vorsitzende, verwies auf den regelmäßigen Raumbedarf für spezielle Seniorenangebote. Diese könnten zukünftig auch noch erweitert werden, wenn eine entsprechende barrierefreie Einrichtung zur Verfügung stünde. Auch andere Vereinsvertreter bestätigten in ihren Beiträgen den grundsätzlichen Bedarf. Ein weiterer interessanter Aspekt kam dabei auch zur Sprache. Durch die Schließung alteingesessener Gasthäuser, gehen den Vereinen auch die herkömmlichen Räumlichkeiten für ihre Verwaltungssitzungen, bzw. Mitgliederversammlungen verloren. Auch dieser Aspekt sollte bei der weiteren Planung eines „Bürgerzentrums“ mit berücksichtigt werden.
Natürlich kamen auch die voraussichtlichen Kosten zur Sprache. Die Frage, ob sich die Gemeinde die in der mittelfristigen Finanzplanung ausgewiesenen 3 Millionen leisten könne, beantwortete der Erste Bürgermeister mit einem eindeutigen Ja.
Einen breiten Raum nahmen auch die Sorgen und die Bedenken der Anliegen ein. Deren Einwände bezüglich einer Doppelbelastung durch den Schmidtbauernhof und einem eventuell benachbarten „Bürgerzentrum“ sind durchaus legitim. Eine Realisierung an diesem Standort, ist nur mit einer einvernehmlichen Lösung beim Lärmschutz und der Parkplatzproblematik verbunden.
Alternativ zu der Neubaulösung wurde auch die Sanierung des alten Bürgersaales diskutiert. Ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle ist aus baurechtlichen Gründen nicht möglich. Eine Sanierung kommt allenfalls in Betracht, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Dem diskutierten Standort Waldschule erteilte der Erste Bürgermeister eine klare Absage. Dieses Areal ist nicht nur aus verkehrstechnischen Gründen ungeeignet. Eine Kombilösung mit neuer Waldschule und integrierten Bürgersaal erfülle nicht den ermittelten Bedarf. Diese Räumlichkeiten würden der Gemeinde wegen dem vorrangigen Schulbetrieb nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Für einen separaten Bürgersaal auf diesem Gelände fehle schlichtweg der Platz, da sich der Raumbedarf für die Waldschule in den kommenden Jahren voraussichtlich stark erhöhen wird.
Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Teilnehmer einig, dass dieser umfassende Meinungsaustausch sehr sinnvoll war. Für die anwesenden Gemeinderätinnen und Räte ist dieses Stimmungsbild eine wertvolle Grundlage für ihre zukünftigen Entscheidungen.