Gut versorgt zu Hause - Michael Groß zu Gast in Rückersdorf

13. Juli 2013

Rückersdorf - Zur Premiere der neuen Veranstaltungsreihe „Aus Gemeinde und von Vereinen…“ der SPD Rückersdorf war Michael Groß als Geschäftsführer des Caritasverbandes im Nürnberger Land zu Gast. Er informierte die zahlreichen Gäste zum Thema „Gut versorgt zu Hause - Hilfen und Rechte im Pflegefall“.

Zu Beginn des Abends stellte der Vorsitzende der Rückersdorfer SPD, Jakob Brückner, den Gast in einer lockeren Frage- und Antwort-Runde vor. Der 43jährige Michael Groß, der als Nachfolger von Fritz Körber für den Bezirkstag kandidiert, kam so humorvoll und gelöst ins Gespräch über sich selbst, ohne dabei die Ernsthaftigkeit der noch bevorstehenden Thematik aus den Augen zu verlieren. In seinem anschließenden Vortrag, der interaktiv gestaltet wurde, so dass die Gäste direkt auf bestimmte Punkte eingehen konnten, machte er deutlich, wie unmittelbar man vom Schicksal getroffen werden kann. Da man derartige Vorkommnisse nicht planen kann, ist man auf funktionierende Strukturen angewiesen, die einem die nötige Hilfe und Versorgung zukommen lassen, die man benötigt. Diese Verantwortung kommt dem Bezirk zu, der leider im Wahlkampf um die große Politik oft vergessen wird und dennoch so wichtig ist.

In Deutschland führte die historische Entwicklung von der Mitversorgung von pflegebedürftigen Menschen und Menschen mit Behinderungen in der eigenen Gemeinde und Familie über die Jahrhunderte zur Errichtung von speziellen Heimen für unterschiedliche „Zielgruppen“. Dabei kam es zu einer stetigen Professionalisierung der Betreuung, aber auch zur Einführung vieler bürokratischer Abläufe. Auf eine Minute Haare Kämmen können dann im Extremfall zwei Minuten der Tätigkeitsdokumentation entfallen. Ganz generell bringen stationäre Versorgungsformen das Problem mit sich, dass Menschen die kleinsten Tätigkeiten abgenommen werden und sie somit nicht mehr in der Lage sind, Dinge die sie noch selbst tun könnten, selbst zu tun. Dieser Gefahr der „Hospitalisierung“ wird so gut wie möglich begegnet mit unterschiedlichen Formen der „Aktivierung“ und „Tagesstrukturierung“. Dennoch kennen viele aus der eigenen Verwandtschaft die Tatsache, wie unglaublich schnell Familienmitglieder oft „abbauen“, wenn sie nicht mehr die Last der Verantwortung für ihr tägliches Leben spüren. Das Konzept der „Sozialraumorientierung“ als modernes Konzept der Organisation von Hilfe sieht daher vor, dass Pflegebedürftige möglichst lange in ihrem sozialen Umfeld eigenständig leben, und professionelle Hilfe nur in den Bereichen erfahren, bei denen dies unabdingbar ist. Für dieses Konzept gibt es mehrere wichtige Gründe: 1. Die Frage der Menschenwürde. Es ist der größte Wunsch nahezu aller betroffenen Menschen, ein möglichst „normales“ Leben in der vertrauten Umgebung führen zu können. 2. Alte Menschen und Menschen mit Behinderungen gehören zu einer Gesellschaft einfach hinzu und bereichern letztlich das Leben der Gemeinschaft („Inklusion“). 3. Die Frage der Finanzierung. Es mag zwar nicht so erscheinen, aber es ist empirischer Fakt, dass eine Versorgung im Sozialraum langfristig auch finanziell günstiger ist, da die betreuten Menschen ihre Selbstachtung und Lebensfreude oft besser bewahren, dadurch gesünder sind und letztlich weniger Hilfen benötigen. Natürlich kann nicht jede/r in der vertrauten häuslichen Umgebung versorgt werden. Manche Fälle sind zu schwierig oder andere Bedingungen passen nicht. Aber sicher könnten wesentlich mehr Menschen zu Hause versorgt werden, als oft behauptet wird, wenn es heißt, dass alles nur in Heimen funktionieren kann. Als Probleme auf dem Weg zu einer flächendeckenderen Umsetzung der Sozialraumorientierung sind zu nennen: mangelnde Barrierefreiheit in den Kommunen und den eigenen vier Wänden; fehlende Informationen über die Möglichkeiten der ambulanten Versorgung; passende Hilfeformen durch den Bezirk. Dort will Michael Groß ansetzen: „Als Bezirkstagskandidat will ich dafür sorgen, dass Möglichkeiten geschaffen werden, all das zu erleichtern. Vor allem im Bezirk müssen moderne Konzepte umgesetzt werden! Ich werde Gespräche mit Bürgermeistern, Gemeinde- und Stadträten ebenso mit Vereinen, Verbänden und allen Beteiligten führen. Das ist Arbeit, harte Arbeit, aber dafür will ich kämpfen!“ so Michael Groß zum Abschluss seines Vortrags. Die vielen Zuhörer, die aufgrund der kurzweiligen Ausführlichkeit des Vortrages noch einiges an Nachfragen einbrachten, trugen bei der Abschlussdiskussion auch noch ihren Teil zu einem sehr informativen und abwechslungsreichen Abend bei. Vielen konnte bei persönlichen Anliegen weitergeholfen werden. Als Erstanlaufstelle für Pflegebetroffene empfahl Michael Groß die „Fachstellen für pflegende Angehörige“ bei Diakonie und Caritas. Nach knapp zwei Stunden beendete Jakob Brückner als Moderator die Veranstaltung und verabschiedete die Gäste nach einer gelungenen Veranstaltungspremiere in den Abend. (JJB)

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