Schließt die Wirtschaft, stirbt das Dorf! - Rückersdorf diskutiert über die Zukunft des Dorflebens

17. Dezember 2019

Knapp 40 Gäste folgten der Einladung der SPD und beteiligten sich rege an der von Anna Achziger und Tim Koß - beide bewerben sich im März 2020 um ein Gemeinderatsmandat - geführten Diskussion. Die Problematik wurde besonders in der zweiten Jahreshälfte 2019 deutlich sichtbar. Rückersdorf, gelegen entlang der B14, weist im Dorfzentrum immer mehr Leerstand auf und läuft Gefahr, zum Durchfahrtsort zu verkommen. Seien dies alteingesessene Gasthäuser oder Handwerksbäcker und Blumenladen: kleine Geschäfte halten sich nicht mehr.

“Wir stellen uns zwei Fragen”, erörterte Tim Koß, “wo liegt der Bedarf der Rückersdorfer Bevölkerung und wie kann die Politik hier künftig unterstützen? Lange wurde diese Entwicklung zwar beobachtet, aktiv wurde aber niemand. Wir wollen das endlich ändern.”

Einzelhandel ist gefragt

Die Frage nach einem Dorfladen oder einem Wochenmarkt geriet schnell in den Vordergrund. “Der Bedarf, frisches Obst, Gemüse und andere Kleinigkeiten vor Ort einkaufen zu können, ist vorhanden. Deswegen möchten wir uns bei der Gemeindeverwaltung für einen Wochenmarkt stark machen. Problemlos könnte man öffentliche Flächen hierfür zur Verfügung stellen. Ich bin mir sicher: Die Direktvermarkter aus der näheren Umgebung wären interessiert, sich zu beteiligen und ihre regionalen Produkte anzubieten”, erklärt Anna Achziger, “man müsste das Projekt nur Vorantreiben. Dass es funktioniert, sieht man an unseren Nachbargemeinden”.

Ein Treffpunkt fehlt

Ob Café, Eisdiele oder der Kneipe für das Feierabendbier: Den Rückersdorfern fehlt ein Treffpunkt außerhalb von Kirchweih und Adventsmarkt. “Mit Restaurants sind wir eigentlich gut ausgestattet. Ein lockerer Treffpunkt fehlt allerdings im Ortskern. Für das Eis im Sommer oder einen Kneipenabend müssen wir in die Nachbargemeinden ausweichen,” erklärt Tim Koß.

Wir wollen Gespräche führen

Die Gemeindeverwaltung darf aus rechtlichen Gründen nicht unternehmerisch tätig werden. Sie kann aber sehr wohl Gespräche führen, was bisher nicht passierte. Anna Achziger: “Wir möchten mit Ladenbesitzern und Cafébetreibern aus der näheren Umgebung ins Gespräch kommen und ausloten, ob sie sich ein zweites Standbein in Rückersdorf vorstellen können. Das wäre einfacher, da Erfahrung vorhanden ist”.

Der “Postcontainer” steht in der Kritik

Den Gästen drückte in vielen Bereichen der Schuh: Ein bereits bekanntes Problem, nämlich die unzureichende Versorgung mit Dienstleistungen der Post wurde erneut thematisiert. “Ein Baucontainer auf einem Parkplatz kann keine dauerhafte Lösung sein”, monierte einer der Gäste. Gemeinderätin Claudia Amm versprach, nicht locker zu lassen: “Die Post kommt ihrem gesetzlichen Auftrag eher schlecht als recht nach, das kann nicht so bleiben! Wir werden hier auf keinen Fall nachgeben.”

Was treibt die Jugend um?

Die Jugendarbeit in Rückersdorf steht seit Monaten still. Um mehr Nachhaltigkeit in dieses Thema zu bekommen, möchten sich die SPD-Kandidaten für einen hauptamtlichen Jugendbeauftragten einsetzen: “Wir brauchen einen festen Ansprechpartner, der den aktiven Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite steht und außerdem Räumlichkeiten, in denen Ideen umgesetzt werden können; ein neues Bürgerzentrum käme uns da nur gelegen,” erörtert Anna Achziger.

Schnellschüsse sollen vermieden-, sondern langfristige Lösungen gefunden werden. Die beiden SPD-Kandidaten versprechen, sich im Gemeinderat für eine nachhaltige Entwicklung Rückersdorfs einzusetzen und plädieren für eine Arbeitsgruppe “Dorfentwicklung”, die sich mit dem Thema in den kommenden sechs Jahren befasst.

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