Willkommenskultur gestalten
SPD Ortsverein Rückersdorf befasst sich mit Integration von Asylbewerbern
Der Rohbau steht schon. In wenigen Monaten werden die ersten der voraussichtlichen 66 Asylbewerber in ihre neue Unterkunft in Rückersdorf einziehen. „Wie willkommen sind uns Flüchtlinge und Asylbewerber?“ war deshalb die Frage die der SPD Ortsverein Rückersdorf bei seiner öffentlichen Veranstaltung zu diesem Thema aufwarf. Dass er mit dieser Thematik richtig lag, zeigt das große Interesse an diesem Informationsabend.
Neben den zahlreichen Gästen konnte der 1. Vorsitzende Hans-Dieter Brückner auch die Landtagsabgeordnete Angelika Weikert, den Ersten Bürgermeister Manfred Hofmann mit einigen Gemeinderätinnen und Räte, sowie die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Christine Seefried willkommen heißen. Ganz besonders begrüßte er Elisabeth Peterhoff, die Leiterin eines Ehrenamtskreises pro Flüchtlinge aus Vorra, sowie Maja Doll vom Helferkreis Behringersdorf. Beide hatten sich bereiterklärt aus ihren umfangreichen Erfahrungen mit Asylbewerbern zu berichten.
Dass es trotz der breiten Zustimmung für Asylbewerber in der Rückersdorfer Bevölkerung auch „andere Meinungen“ gebe, zeigte sich an den Beschädigungen und Schmierereien der Plakate zu dieser Veranstaltung, so der 1. Vorsitzende bei seiner kurzen Einführung. Dies soll man nicht überbewerten, aber auch nicht unterdrücken angesichts einer immer brutaler werdenden Neonaziszene.
Hoffnungsvoll ist aber die breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zum ersten Treffen des Helferkreises, zu dem sich dieser Tage über 50 Personen im Rathaus eingefunden hatten. Diese positive Entwicklung will auch der SPD Ortsverein mit den heutigen Referentinnen unterstützen, die ihrer umfangreichen Erfahrung mit Asylbewerbern weitergeben wollen.
Zuerst bat er Angelika Weikert als Landtagsabgeordnete um eine kurze politische Einschätzung. In der Vergangenheit sei seitens der Staatsregierung bei dieser Thematik leider viel versäumt worden, so Weikert. Es fehlt an Erstaufnahmeeinrichtungen in der die Ankömmlinge zunächst erfasst werden, ehe sie an die Unterkünfte in den Kommunen weitergeleitet werden. Wie prekär die Lage war zeigt sich Ende des Jahres 2014 als man trotz des Winters bereits Zeltlager in Erwägung zog.
Derzeit versucht die Bayerische Staatsregierung verstärkt zwischen „Guten“, sprich Kriegsflüchtlinge und „Schlechten“ sprich Wirtschaftsflüchtlinge, zu unterscheiden. Nach ihrer Auffassung sind alle Flüchtlinge bis zu einem Entscheid durch das Bundesamt für Migration erstmal gleichwertig zu betrachten. Eine sprachliche Zurückhaltung wäre der Sache oftmals dienlicher, so Weikert. Was sie sich auch noch wünsche, wäre eine stärkere Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Arbeitsgruppen durch professionelle Sozialarbeiter.
Als nächste Referentin stellte Elisabeth Peterhoff vom Ehrenamtskreis pro Flüchtlinge in Vorra ihre derzeitige Situation und ihr dortiges Herangehen vor. Auch in Vorra wurde zuerst ein Arbeitskreis gegründet der alle Aktivitäten koordiniert. In der praktischen Arbeit zeigte sich schnell, dass es oft die einfachen, profanen Dinge, wie das Lösen einer Bahnfahrkarte sind, bei denen die Betroffenen Hilfe benötigen. Leider fehlt es dabei auch an einheitlichen Informationsschriften in den wichtigsten Sprachen. Diese zu erstellen belastet die Arbeitskreise oftmals unnötig.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Kinder der Asylbewerber legen, diese leiden oftmals am meisten an dieser außerordentlichen Situation.
Maja Doll vom Helferkreis in Behringersdorf wies auf die psychischen Belastungen der Flüchtlinge hin. Diese sind geprägt durch ihre Fluchterfahrungen, aber auch durch Heimweh und Traurigkeit. Die Betreuungsleistungen sind dann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Wichtig war ihr, die positive Erfahrung weiterzugeben, dass von den Flüchtlingen keine Gefahr ausgehe. Ganz im Gegenteil kann man als ehrenamtlicher Mitarbeiter durch die Begegnungen und Gespräche aus sehr viel für sich selbst mitnehmen.
Bei der anschließenden Diskussion wurden die gestellten Fragen sehr umfassend beantwortet. So wurde auch über die Versorgung der Flüchtlinge informiert. Diese ist genau gesetzlich geregelt und liegt unterhalb des Hartz 4 Satzes. Alle anderen Behauptungen sind reine Polemik.
Dem Ersten Bürgermeister Manfred Hofmann blieb es vorbehalten am Ende der Veranstaltung ein kurzes Resümee zu ziehen. Seine bisherigen Erfahrungen zeigen ihm an der positiven Resonanz der Bevölkerung, dass die Asylbewerber in Rückersdorf willkommen sind. Wir wollen nicht perfekt sein, so der Bürgermeister, wir sollte aber auch ungezwungen auf diese Menschen zugehen und sie, wann immer es möglich ist, sie in unser gemeindliches Leben mit einbeziehen. „Fußball spielt man auf der ganzen Welt gleich“, so Hofmann.
v.l.n.r.: Maja Doll, Elisabeth Peterhoff, SPD OV Vorsitzender Hans-Dieter Brückner, die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Christine Seefried, MdL Angelika Weikert und den Ersten Bürgermeister Manfred Hofmann
Elisabeth Peterhoff, Leiterin eines Ehrenamtskreises pro Flüchtlinge aus Vorra berichtete über ihre Erfahrungen mit Asylbewerber
SPD Ortsvereinsvorsitzender Hans-Dieter Brückner moderierte die Veranstaltung